
Asiatische Hornisse → Österreich-Ankunft wird absehbar
Die Feuerwehr ist bei der Entfernung von Hornissen- und Wespennestern häufig erste Anlaufstelle. Angesichts der bevorstehenden Ankunft der Asiatischen Hornisse ist eine frühzeitige Vorbereitung sowie fundiertes Wissen über die Lebensweise und Neststruktur unerlässlich.
Von DI Theresa Frühwirth, Bienenzentrum OÖ und Herbert Vitzthum, Präsident OÖ Landesverband für Bienenzucht
Eine Story aus der Brennpunkt-Ausgabe 3 / 2025 (Juni)
Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) wurde 2004 nach Frankreich eingeschleppt und breitet sich seitdem stetig auf dem europäischen Kontinent aus. In den Nachbarländern Deutschland, Schweiz und Italien ist sie bereits seit mehreren Jahren verbreitet. In Österreich wurde die Asiatische Hornisse im April 2024 erstmals in Salzburg gesichtet, jedoch nur als Einzelfund, sodass Entwarnung gegeben wurde. Vorerst.
Verbreitung verursacht Sorge!
Die Verbreitung der Asiatischen Hornisse in den Nachbarländern und die damit einhergehenden Herausforderungen bereiten auch hierzulande insbesondere Imkerinnen und Imkern große Sorgen. Diese invasive Hornissenart hat eine Vorliebe für Honigbienen und jagt diese in erheblicher Zahl. Bienen sind Beute für die Larvenaufzucht, was zur Schwächung und zu Verlusten von Bienenvölkern führen wird. Auch für den Obst- und Weinbau wird es eine Herausforderung darstellen, da die erwachsenen Tiere gerne Früchte (z. B.: Weintrauben, Äpfel, Pfirsiche, etc.) anbeißen, da sie großen Appetit auf Zucker haben.
Nestentwicklung der Asiatischen Hornisse
Im Frühjahr beginnen Asiatische Hornissen (Vespa velutina) mit der Nestgründung – an geschützten, bodennahen Stellen wie Hecken, Gartenhäusern, Garagen oder Dachvorsprüngen, bevorzugt im urbanen Raum. Mit einem Durchmesser von etwa 10 bis 30 cm dienen sie einem zunächst kleinen Volk als erste Behausung.
Mit dem Wachstum des Hornissenvolkes wird das ursprüngliche Nest rasch zu klein. In der Folge errichten Asiatische Hornissen entweder in der Umgebung ein neues, deutlich größeres Sekundärnest oder sie erweitern das vorhandene Primärnest zu einem Sekundärnest.
Der Beitrag soll keine Panik verbreiten, er dient lediglich der ersten Sensibilisierung auf ein Thema, das auf uns zukommen wird.
Herbert Vitzthum, Präsident OÖ Landesverband für Bienenzucht
Erhöhtes Gefahrenpotenzial im Sommer – auch im öffentlichen Raum
Während der Sommermonate (was oft mit den Ferienwochen zusammenfällt) erreichen die Völker der Asiatischen Hornisse ihre maximale Individuenstärke und die Nester mit einem Durchmesser von bis zu 100 cm ihr größtes Volumen. Was im Frühjahr noch unentdeckt oder klein war, kann sich nun zu einem großen Sekundärnest entwickelt haben. Diese befinden sich häufig hoch in Bäumen, mitunter aber auch an Gebäuden oder in dichten Hecken – auch im direkten Umfeld von stark frequentierten Orten wie Kindergärten, Schulen, Spielplätzen, Parks oder Altenheimen.
Aggressive Nest-Verteidigung
Wird ein solches Nest in unmittelbarer Nähe (innerhalb von fünf bis sechs Meter) gestört – beispielsweise durch Lärm, Erschütterungen, Gartenarbeiten oder Ballspiele – verteidigen die Hornissen ihr Volk aggressiv. Dann besteht für Personen in diesem Radius eine erhebliche Gefahr, mehrfach gestochen zu werden. Zusätzlich sind sie in der Lage, ihr Gift aktiv zu verspritzen, was eine Gefahr für Augen und Schleimhäute darstellen kann.

Auf die richtige Schutzausrüstung kommt es an
Normale Imkeranzüge bieten bei der Entfernung von Nestern der Asiatischen Hornisse keinen ausreichenden Schutz. Diese verfügt über einen bis zu 7 mm langen Stachel – deutlich länger als der der Honigbiene (ca. 2,5 mm), der Gemeinen Wespe (ca. 2,6 mm) oder der Europäischen Hornisse (ca. 3,4–3,7 mm). Der Stachel durchdringt problemlos viele handelsübliche Schutzanzüge. Nur speziell stichfeste Schutzanzüge mit Vollvisier und dicht schließendem Abschluss, bieten einen wirksamen Schutz bei Nestentfernung oder -sicherung. Der Bienenladen des Oö. Landesverbandes für Bienenzucht in Linz bietet entsprechende Ausrüstungen an.
Zur Bekämpfung der Asiatischen Hornisse existieren verschiedene Ansätze, deren Wirksamkeit unterschiedlich bewertet werden. Eine erfolgreiche Eindämmung von Vespa velutina erfordert ein abgestimmtes, koordiniertes Vorgehen unter Einbeziehung von Behörden, Imkereiverbänden und der Bevölkerung. Frühzeitige Nestmeldung und der Einsatz professioneller Fachkräfte zur Entfernung stellen derzeit die wirkungsvollste Strategie dar.
Asiatische Hornisse gesichtet – was tun?
Die Asiatische Hornisse ist etwas kleiner als unsere einheimische Europäische Hornisse (Vespa crabro). Sie können aufgrund ihrer unterschiedlichen Färbung gut voneinander unterschieden werden (siehe die vergleichende Grafik). Wer eine Asiatische Hornisse sieht, sollte Fotos machen, auf denen die Farben des Tieres gut zu sehen sind. Es ist unbedingt davon abzuraten, Nester eigenständig zu entfernen – es sollte nur durch fachlich qualifizierte Personen (wie z. B. Insektenbeauftragte der Feuerwehr, Schädlingsbekämpfer…) entfernt werden. Wichtig ist den Fund auf der Meldeplattform www.velutinamelden.at zu melden. Es werden die zuständigen Fachstellen informiert, die im Falle der Bestätigung Bekämpfungsmaßnahmen eingeleitet. Zur Unterstützung der Bevölkerung in Oberösterreich hat der Oö. Landesverband für Bienenzucht eine Hotline unter 0732/73 20 70 – 90 eingerichtet, bei der Fragen zur Asiatischen Hornisse beantwortet werden.
Aus heutiger Sicht wird in Oberösterreich 2027 mit einer vom Innviertel her beginnenden Intensivierung der Thematik gerechnet.
DI Theresa Frühwirth, Bienenzentrum Oberösterreich
Derzeitiges Vorkommen im Dach-Raum
Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) breitet sich mit Stand Sommer 2025 im DACH-Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) zunehmend aus und stellt eine wachsende Herausforderung für die heimische Biodiversität dar. In Deutschland wurde die Asiatische Hornisse erstmals 2014 in Rheinland-Pfalz nachgewiesen. Seitdem hat sie sich besonders im Südwesten etabliert, darunter in Baden-Württemberg, dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Die Ausbreitung erfolgt mit einer Geschwindigkeit von etwa 80 Kilometern pro Jahr. Einzelfunde gibt es mittlerweile auch in Hamburg, Bremen und Berlin. Im März 2025 wurde die Art in Deutschland offiziell als „weit verbreitet“ eingestuft. Damit entfällt die gesetzliche Pflicht zur Bekämpfung; stattdessen sind nun Managementmaßnahmen vorgesehen.
Die Asiatische Hornisse wurde in der Schweiz erstmals 2017 im Kanton Jura nachgewiesen. Seitdem breitet sie sich stetig aus, insbesondere im Mittelland, dem Jurabogen und den Alpentälern. Die Zahl der gemeldeten Nester ist von 24 im Jahr 2022 auf über 3.800 im Jahr 2024 gestiegen. Im Januar 2025 wurde das erste Vorkommen des Jahres im Kanton Genf bestätigt. In Österreich wurde die Asiatische Hornisse am 9. April 2024 erstmals in der Stadt Salzburg gesichtet. Es handelte sich um einen Einzelfund einer Königin ohne etabliertes Nest. Obwohl bisher keine weiteren bestätigten Funde gemeldet wurden, rechnen Experten mit einem möglichen Auftreten in anderen Bundesländern wie Kärnten.
Sensibilisierung
Dieser Beitrag soll auch die Einsatzkräfte einer ersten Sensibilisierung zuführen. Erste Anlaufstelle soll derzeit auch für die Einsatzkräfte der Landesverband für Bienenzucht bzw. die Hotline sein. Eigene Schutzbekleidungsbeschaffungen sind derzeit noch nicht zweckmäßig. Wie es dann tatsächlich in ein, zwei Jahren aussehen wird, wird sich zeigen.